Samstag, 14. Juni 2008

"Ich bin und bleibe DDR"

Sonnenborn auf Tour durch den Osten

Natürlich haben wir auch oft versucht, mit den Leuten über das Gesellschaftssystem zu sprechen, über Ost und West, BRD und DDR, der Ost-West-Konflikt ist ja hochinteressant, und in „Titanic“ haben wir ihn entsprechend oft satirisch ausgeschlachtet. Auch der Bootsbesitzer erzählte stolz: „Drei Systeme habe ich mitgemacht, unter Hitler, unter Honecker und jetzt.“ Ich fragte natürlich nach, welches System am besten gewesen sei. Daraufhin stemmte er die Arme in die Hüften, seufzte auf „pfffffft“ und starrte minutenlang ratlos in den Himmel.

Die Plattenbauwohnungen im Osten seien zum Beispiel besser, weil sie alle den gleichen Schnitt haben, erklärte mir ein freundlicher Mittvierziger in Marzahn, „wenn man umzieht, kann man seine Auslegware einfach mitnehmen, die passt überall“.

Gut gefallen hat mir auch ein arbeitsloser Straßenbahnschaffner, der von sich sagte: „Ich bin und bleibe DDR.“ Der ging damals ins Bett, als die Grenze fiel. Seine Frau klebte vor dem Fernseher, und er ging ins Bett, weil er am nächsten Tag Frühschicht hatte. Er hat sich bei uns bitterlich beklagt, dass morgens nur vierzig Prozent seiner Kollegen zum Dienst erschienen seien, der Mauerfall war für ihn eine Störung im Betriebsablauf.

Unser schönstes Erlebnis hatten wir in einem Ort namens Stahnsdorf. Dort wurde gerade hochfeierlich ein neuer Platz eingeweiht, mit einem Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Es gab zwei Bänke, ein bisschen Grün und ein paar Bäume. Es gab daneben allerdings auch noch vier große, nagelneue, überdimensionierte und um das Mahnmal herum plazierte sogenannte Hundekotbehälter.

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