SPIEGEL: Im Traum agieren wir also wie Kleinkinder?
Solms: Es ist eine sehr primitive Art zu denken und zu handeln, die man im wirklichen Leben niemals umsetzen würde. Ich erzähle Ihnen mal einen Traum aus meiner Kindheit, der das ganz gut verdeutlicht: Ich muss so zehn, elf Jahre alt gewesen sein und fing gerade an, mir Gedanken darüber zu machen, wie Mädchen eigentlich unter ihren Kleidern aussehen. Dieser Traum war eine Antwort auf all meine Fragen, meine Sehnsüchte: Ich kam in eine Art Club mit Barhockern. Auf einem davon saß eine schwarze Frau, die einen sehr kurzen Rock anhatte. Mir gelang es, darunter zu schauen: Sie hatte dort zwei Po-Löcher. Das war wohl die präziseste Vorstellung von Frauen, die ich damals hervorbringen konnte. Ich erinnere mich, wie beruhigend ich diesen Anblick fand: Aha, so sieht das aus, etwas Vertrautes, Po-Löcher kenne ich, alles okay.
SPIEGEL: Was haben Sie aus ihren eigenen Träumen gelernt?
Solms: Sie waren nicht die einzige, aber eine wichtige Quelle von Informationen über mich selbst. Zu Beginn meiner Analyse träumte ich beispielsweise von meinem Analytiker, der hinkte. In meinem Traum war er einbeinig, ein Amputierter, der unter der Hose ein Holzbein trug. Und irgendwie pervers: ein schmutziger, alter Mann, der seltsame Sachen mit Kindern machte, ein Pädophiler. Ein wirklich sehr verstörender Traum.
Sonntag, 22. November 2009
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